Iran – Ankunft im Wüstenstaat
Seit zwei Wochen habe ich mein Ziel-Reiseland erreicht!
Es ist eine wilde Busfahrt durch die armenischen Berge mit lautem iranischen Folkpop.
Hinunter und hinauf, durch tiefeingeschnittene Canyons, über Bergpässe wieder hinunter in beklemmende Felsschluchten, unruhig in die Nacht hinein.
Irgendwann nach ca. 10 Stunden wurde ich aufgeschreckt und aus dem Bus gescheucht, alles muss aus dem Bus raus, wegen den Sicherheitschecks. Schlaftrunken raffe ich mein Zeug und mein Liegerad zusammen, um mitten in der Nacht, die beiden „Hochsicherheitsgrenzstationen“ zu Fuß zu überwinden.
Erstmal keine Ahnung wohin, alle andern Passagiere sind schon weg, keiner spricht hier Englisch, wo ist die iranische Grenzstation? Wie sah nochmal der Bus aus? Irgendwie finde ich den Bus schon wieder.
Da geht’s entlang, ein knapper Kilometer durch die Dunkelheit. Über die Brücke, ah das ist also der Grenzfluss!
Um 3 Uhr nachts stehe ich endlich in der Schlange vor dem Sicherheitscheck.
Meine Mitreisenden dürfen sofort passieren, ich werde noch einmal auf die Wartebank geschickt.
Dann endlich winkt mich der Grenzbeamte heran und drückt mir meinen Pass in die Hand, „Welcome to Iran!“ In diesem Moment habe ich es geschafft!
Es dauert noch zwei “halbwache” Stunden bis der Bus die Kontrollen durchlaufen hat. Beim ersten Morgenlicht geht es endlich weiter durch die wildromantische Felsschlucht des Grenzflusses Arax – hinein in das Wüstenland Iran.
Beim Anblick der menschenleeren Wüste ergreift mich die Ehrfurcht.
Die Kargheit der Landschaft fasziniert mich, die leblosen Felsen in rot und gelb, setzen sich bis zum Horizont fort.
Ich bin gespannt, wie sich Hitze und Staub auf dem Liegerad anfühlen.
Meine erste Einladung zum Essen erhalte ich gleich nach dem Aussteigen aus dem Bus. Trotz Ramadan und Fastengebot speist mein Gastgeber mit mir im Büro einer Autowerkstadt.
Zur Einführung in den Iran verbringe ich zwei Tage bei einem jungen iranischen Pärchen in der 400-Tsd-Einwohner-Stadt Zanjan. Als mich Joseph abholt denke ich erstmal einen Briten mit Oxford-Akzent vor mir zu haben. Er und seine Frau Pegah sind wissenschaftliche Mitarbeiter und Forschen an einem bildgebenden Verfahren zur Visualisierung von 3D-Konturen. Die beiden leben komplett abseits des traditionellen religiösen Lebensstils und sind gerade dabei sich als Wissentschaflter in Europa zu bewerben. „Wir haben uns bewusst etwas von unseren Familien disatnziert“, um so leben zu können wir wollen, erzählt mir Joseph. „Wir sehen unsere Familien ca. einmal in der Woche, was für iranische Verhältnisse relativ wenig ist“ fügt er hinzu.
Joseph und Pegah laden mich zu einem Pokerabend mit Freunden ein. Den verpasse ich leider, weil ich meinen Schlafmangel von der 17-stündigen Busfahrt ausgleichen muss.
Am nächsten Tag unternehme ich einen Tagesausflug zum Mausoleum in Soltaniye. Ich steige gerade aus und werde sogleich zum Tee beim Reifenhändler eingeladen. In der Kleinstadt werde ich reihenweise an der Straße persönlich willkommen geheißen. Schließlich gelingt es mir doch noch ohne aufgehalten zu werden den zentralen Platz mit dem Mausoleum von Soltaniye zu erreichen.
In dieses Gebäude sollten zu Beginn des 14. Jahrhunderts die sterblichen Überreste von Ali ibn Abi Talib, dem Vetter von Mohammed untergebracht werden. Das Unterfangen war nicht erfolgreich, sodass der Bauherr und Sultan Öldscheitu schließlich selbst dort begraben wurde (Quelle: Wikipedia).
Nach einem Plausch im Friseursalon und einer Motorradfahrt durch die Stadt fahre ich per Anhalter zurück. Wie sich herausstellt ist das ein guter Anfang um mich mit dem manchmal tödlichen iranischen Fahrstil Vertraut machen zu können…