Ungarn im Rückspiegel, Teil 2
In den Provinzen sind die Großbauern die wahren Kings. Sie sitzen auf riesigen doppelbereiften Traktoren, und fahren mit Sonnenbrille und hellem Hemd durch die Gegend.
(Sonnenbrille u. weißes Hemd habe ich nur einmal gesehen)
In den Zigeunerdörfern wird laut und gerne gelacht, wenn ich mit meinem vollbepackten Liegerad durchfahre.
Abends riecht es nach Feuerholz, Schweröl (?) und Müllverbrennung (?).
Nicht wenige Häuser sind aus Lehmziegeln errichtet, die Dächer werden behelfsmäßig geflickt. Viele Häuser wurden verlassen und stehen kurz vor dem Zusammenbruch oder zum Verkauf (elado = zu verkaufen).
Einen Kontrast dagegen bilden die gepflegten Zentren der Kleinstädte.
In Heves ist die Einladung in die Waffelfabrik ein aufschlussreiches und geschmackvolles Erlebnis.
Am Theiss-Stausee, in Abadszalok bleiben mir die freundlichen Gastgeber Juli und Nagy, das Haus am Storchenest, sowie die Gespräche in der Dorfkneipe in guter Erinnerung.
In Ungarns zweitgrößter Stadt, Debrecen treffe ich die Couchsurfer Ozan und Mazin.
Beide sind Medizinstudenten, Ozan kommt aus Izmir und Mazin aus Jeddah in Saudiarabien. Danke für die guten Gespräche bei Bier und echtem traditionellem arabischem Essen!
Viel Erfolg fürs Studium und den ersten Schritt Richtung Arztpraxis in Deutschland!
Auf dem Land ist der Einfluss der rechtsgerichteten Partei “Jobbik” spürbar. Von manchen meiner Gesprächspartner werden laute Bedenken gegen die Übernahme der Regierung durch die rechte Partei geäußert.
Mit gemischtem Gefühl blicke ich auf meine nähere Bekanntschaft mit ein paar Zigeunerjungs in Vásárosnamény zurück.
Einem der Jungs habe ich das Fahren auf dem Liegerad beigebracht. Nachdem er Anfangs sehr talentiert und konzentriert Liegerad gefahren ist, musste ich die Lehrstunde im späteren Verlauf leider einstellen. Zu viele Crashs und zu wenig Gespühr für das teure Material.
Nachdem das ganze doch für alle etwa sechs Teilnehmer sehr unterhaltsam war und ich mich wieder auf den Weg machen wollte, kam doch noch die scheinbar obligatorische Frage ob ich ihnen nicht etwas abdrücken könnte. Naja und dann, dass das Gegebene doch für alle noch nicht ausreicht… Nebenbei haben die mitgebrachten Hunde das sorgfältig angelegte Tulpenbeet bearbeitet.